Es herbschtelt scho arg …

Im Kinderlied „die Jahresuhr“ heißt es:

„Januar, Februar, März, April, die Jahresuhr steht niemals still.
Mai, Juni, Juli, August, weckt in uns allen die Lebenslust.
September, Oktober, November, Dezember und dann,
dann fängt das Ganze schon wieder von vorne an.“


Ja es ist Herbst geworden, die Tage werden kürzer, Ende Oktober genauer gesagt 27. Auf den 28.10.2018 werden die Uhren wieder um 1 Stunde zurück gestellt (Hoffentlich ist die Politik vernünftig geworden und es bleibt dann auch so). Auch die Temperaturen sind deutlich kühler geworden, die Winterklamotten werden im Kleiderschrank langsam nach vorne geräumt. Es ist die Zeit der Erntedankfeste.
In der Schweiz trägt das Erntedankfest die Bezeichnung Kilbi. Die Kilbi oder auf Französisch Bénichon ist ein traditionelles Freiburger Fest, das seit jeher begangen wird. Ursprünglich war es das Erntedankfest, an welchem den Gottheiten für alles gedankt wurde, was die Natur im Laufe des Jahres hervorgebracht hatte, und an dem die Ernte gesegnet wurde. Heute hat die Kilbi weitgehend ihren religiösen Charakter verloren und wird, wie die in deutschsprachigen Regionen gefeierte Kilbi, zum Volksfest mit zahlreichen kulinarischen Höhepunkten. Das Festmahl dauert sechs Stunden oder länger: Cuchaule, Kilbi-Senf, Bouillon, Chämischinken, Lammgigot mit Büschelibirnen, Bricelets, Meringues und Greyerzer Doppelrahm. Anschließend spielt eine Ländlerkapelle zum Tanz auf.
Meist sind das traditionelle Alphörner. Beim Erntedankfest sagt man Landauf Landab dem Herrgott Danke für das, was das Jahr über in unseren Gärten, auf den Feldern, in den Weinbergen, überall gewachsen ist. Es ist auch die Zeit des Cannstatter Volksfestes, welches ja vom Ursprung her ein Erntedankfest ist.

Cannstatter Volksfest

         

Die Fruchtsäule auf dem Cannstatter Wasen

Übrigens, es ist das 200. Volksfest, verbunden mit dem gleichzeitig statt-findenden 100. Landwirtschaftlichen Hauptfest.
Erstmals gefeiert wurde das Cannstatter Volksfest im Jahre 1818. Gedacht als „jährlich am 28. September zu Kannstadt abzuhaltendes landwirtschaftliches Fest“. Der indirekte Anlass des ersten Volksfestes liegt in Asien, wo 1815 der indonesische Vulkan Tambora explodierte. Gase und Staub sorgten jahrelang für Klimaveränderungen, die Menschen sprachen von einem Jahr ohne Sommer und damit für die Missernten und Hungersnöte. Diese Missernten und Hungersnöte waren dem damaligen König von Württemberg, Wilhelm I. und seiner Frau Katharina, Anlass und Grund, nachdem es dem Volk wieder besser ging, ein Erntedankfest zu stiften. Den Bauern Ansporn zu geben: zeigt was ihr leisten könnt, bestellt eure Felder, gleiches gilt für euer Vieh. So wurde daraus ein landwirtschaftliches Fest und eine landwirtschaftliche Unterrichtsanstalt geschaffen, heute bekannt als Universität Hohenheim.
Das Cannstatter Volksfest dauerte ursprünglich mal 1 Tag, mittlerweile sind es 17 Tage. Aus Anlass des runden Volksfest Jubiläums wird zusätzlich ein Historisches Volks-fest auf dem Schloßplatz in der Stuttgarter Innenstadt gefeiert. Ein Sprichwort aus Russland sagt: “Man soll Gott erst für das Brot danken, ehe man um den Kuchen bittet.”

Text: Thomas Stetter