Dunkelgottesdienst in Stuttgart-Neugereut

Sie sehen nichts, alles ist dunkel. So fühlt es sich an, wenn Blinde und sehbehinderte Menschen tagtäglich ihr Leben meistern müssen. Die sehenden Mitmenschen dagegen sehen alles, sogar den Splitter im Auge ihres Nächsten, den Balken im eigenen Auge übersehen sie meist. Damit sind die Dinge gemeint, die sich Blinden und sehbehinderten Menschen oftmals aus Unwissenheit heraus in den Weg stellen. Sei es nun die Mülltonne, die diversen Werbeaufsteller vor den Geschäften, die Bistrostühle und Tische, plötzliche Absperrungen vor Baumaßnahmen, man könnte die Liste beliebig verlängern. Ganz zu schweigen von den Hindernissen und Barrieren, die sich in unseren Köpfen befinden. Deshalb laden wir alle Menschen, die Sehenden und Nichtsehenden ganz herzlich ein zum

Ökumenischen Dunkelgottesdienst in St. Augustinus Stuttgart-Neugereut
Freitag, 10. Oktober 2014 um 18.00 Uhr
Ökumenisches Gemeindezentrum, Flamingoweg 22


Dieser Dunkelgottesdienst wird ein spezieller Gottesdienst sein, inhaltlich gestaltet von den beiden Pfarrern in Stuttgart-Neugereut, Pfarrerin Dorothee Niethammer-Schwegler und Pfarrer Oliver Lahl. Den Kirchenraum zu verdunkeln, das ist so nicht möglich, deshalb haben wir uns für Dunkelbrillen entschieden, welche die Kirchenbesucher erhalten werden. So haben alle Menschen das Gefühl, wie es blinden und sehbehinderten Menschen täglich geht, wenn man nix sieht. Unsere Pfadfinder und Pfadfinderinnen aus Stuttgart-Neugereut werden unsere sehenden Begleitungen sein. Deshalb keine Angst vor der Dunkelbrille.

Auch mit den Liedern halten wir es so: Text und Liedzettel bringen nichts, denn wir sehen ja nichts. Deshalb singen wir Lieder, z.B. Amerikan Gospels und Lieder aus Taize, welche wir von den Melodien und Texten her kennen. Mitswingen, mitsingen, klatschen, all das ist ausdrücklich gewünscht. Musikalisch werden wir von den Alphörnern des Musikvereins Hofen und der Orgel unterstützt. Ebenso ist der Gospel- und Worship-Chor Chormotion der katholischen Kirchengemeinde Kernen im Remstal dabei. Es sind etwa 50 aktive Sängerinnen und Sänger, dazu ihre Band mit Keyboard, Gitarren, Schlagzeug, Bass, Flöten und Saxophon.

Im Anschluss an den Dunkelgottesdienst gibt es im Foyer einen „Ständerling“. Auch hier sind Blinde und sehbehinderte Menschen dabei, mit den Blindenführhunden, mit Show-Down, einem Tischballspiel, welches von Sehenden und Nichtsehenden Menschen gemeinsam gespielt werden kann.

Wir zeigen, wie Blindenschrift (Braille) und ein Blindenlangstock funktionieren und welche Hilfsmittel es gibt, um den Alltag für blinde und sehbehinderte Menschen zu erleichtern. Musikalisch wird der Ständerling untermalt vom GISMO GRAF TRIO aus Stuttgart-Zuffenhausen.

Wenn es dann am Ende des Dunkelgottesdienstes gelungen ist, zu überzeugen, dass die blinden und sehbehinderten Menschen keine Exoten sind, sie auch nicht unter Artenschutz stehen und die Hindernisse weniger werden, dann ist ein wichtiges Ziel erreicht.

Schirmherr des Dunkelgottesdienstes ist unser früherer Ministerpräsident Erwin Teufel, der sein Kommen fest zugesichert hat. (Anmerkung: wann kommt ein „Teufel“ schon mal in die Kirche??) Weiterhin freuen wir uns, dass die Medien wie TV und Presse kommen und berichten, denn dieser Dunkelgottesdienst ist in Deutschland innerhalb der Woche des Sehens einmalig. Jetzt freuen wir uns auch auf Sie alle und grüßen ganz herzlich

ihr
Thomas Stetter