Am 17.07.2013 kamen wieder einige Radfreunde der Regionalgruppe Stuttgart zusammen, die kurzfristig eine alternative Route zur geplanten Stuttgarter Radel-Thon-Strecke finden mussten. Frank und Renate schüttelten eine solche locker aus dem Ärmel. Dieses Mal war der Bahnhof Stuttgart-Vaihingen Treffpunkt für drei Tandems, zwei Einzelräder und deren acht Fahrer. Bei hochsommerlichen Temperaturen fuhren wir zunächst durch Dürrlewang an den Südrand des Industriegebiets Vaihingen-Möhringen und von dort durch die Felder über Oberaichen bis Musberg, bevor wir eine Runde durch den nördlichen Schönbuch drehten und nach 46 Kilometern und etwa 450 Höhenmetern in Leinfelden ankamen. Dabei war eine Teilstrecke auf etwa neun Kilometern in der hügeligen Wildnis schnurgerade und mit konstantem Gefälle. Wie kann das sein?
Eine fast vergessene, längst stillgelegte Bahnlinie war der Grund: die 1928 eröffnete Siebenmühlentalbahn zwischen Leinfelden und Waldenbuch war die letzte im Deutschen Reich eröffnete Bahnlinie und eine der ersten, die nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Deutsche Bundesbahn stillgelegt wurde. Diese heute rückgebaute, gut geteerte Strecke befuhren wir ab dem ehemaligen Bahnhof Musberg in südöstliche Richtung. Sie führte uns über einige hohe Viadukte an Mäulesmühle, Steinenbronn, Schlösslesmühle, Kochenmühle und Burkhardtsmühle vorbei bis Waldenbuch-Glashütte – ein Highway durch das Naturschutzgebiet, auf dem man sechs Kilometer lang am Stück weder treten noch bremsen noch lenken musste! Dabei ließen wir den allzu unfreundlichen Wirt von unserer letzten Tour links liegen und fuhren nach einem Rechtsschwenk gen Westen weiter durch Waldenbuch und Weil im Schönbuch.
Nach einigen Aufwärtspassagen, die teils sehr steil aber kurz waren und wohl jedem Rad die kürzeste verfügbare Übersetzung abverlangten, kehrten wir zur Mittagszeit im Biergarten des Restaurants Alter Bahnhof in Holzgerlingen ein. Dort herrscht noch reger Bahnverkehr, denn Holzgerlingen liegt an der Bahnstrecke der Schönbuchbahn zwischen Böblingen und Dettenhausen. An einem schattigen Plätzchen stärkten wir uns und genossen das ein oder andere kühle Getränk.
Die nächsten 14 Kilometer führten uns in nördliche und östliche Richtungen durch schattigen Wald, Amphibienschutzgebiete und militärisches Sperrgebiet. Frank erinnerte sich an die Sperrung des Weges durch ein großes Tor, das von Wanderern oft einfach umgangen wurde. Heute ist dieser Weg nach einer politischen Entscheidung auch offiziell für Zivilisten nutzbar, darf aber beim Durchqueren des Sperrgebiets nicht verlassen werden. Am Ende fuhren wir nochmal ein Stückchen auf der ehemaligen Bahntrasse zurück bis Musberg und kehrten abschließend in Leinfelden ein, wo das Zielfoto entstand: der Schwabengarten.
Frank und Renate führten uns in unserer näheren Umgebung über Höhen und Senken, sowie durch vergangene Zeiten. Man hat unterwegs die alten Dampflokomotiven fast noch hören können.
Foto: In Leinfelden erholten sich im Schwabengarten (von links) Uschi, Andi, Doris, Günter, Frank, Renate, Wolfgang und hinter der Linse Stefan bei hohen Temperaturen und kühlen Getränken.
Strecke: S-Vaihingen – S-Dürrlewang – S-Möhringen – Oberaichen – Musberg – Siebenmühlental – Waldenbuch-Glashütte – Waldenbuch – Weil im Schönbuch – Holzgerlingen – Musberg – Leinfelden
Maximale Höhe: 514 m
Minimale Höhe: 347 m
Gesamtanstieg: 454 m
Gesamtabstieg: -468 m
Durchschnittsgeschwindigkeit: 17.70 km/h
Gesamtzeit: 04:14:54
Text/Foto/GPS-Daten: Stefan Küster