In wenigen Wochen ist der 4. Adventssonntag und der ist gleichzeitig Heiliger Abend, also der 24. Dezember, Weihnachten. Gestern haben wir die erste Kerze auf dem Adventskranz oder am Adventsgesteck angezündet, ein untrügliches Zeichen, nur noch 3 Kerzen, dann ist Weihnachten. Und ein paar Tage später ist das Jahr 2017 schon Vergangenheit. Eigentlich ist jetzt die Zeit gekommen, um inne zu halten, nachzudenken, a bissle ruhiger werden, was bei der schnelllebigen Zeit gar nicht so einfach ist. Und warum ist das so? Ich weiß es auch nicht, denn kaum ist man aus dem Sommerurlaub wieder zurück, da sitzen sie schon in Reihe und Glied in den Regalen und warten sehnsüchtig auf Käufer, die Schokoladenweihnachtsmänner, umgeben von den ersten Lebkuchen und Spekulatius. Und draußen scheint wunderschön noch die Sonne und wir haben + 30 ° Grad Wärme. Denn wie heißt es in einem Kinder Gedicht von Theodor Storm: „ all überall auf den Tannenspitzen, da sah ich goldene Lichtlein sitzen“.
Und beim Besuch eines Weihnachtsmarktes, spätestens nach dem zweiten Glühwein, da werden wir im wahrsten Sinne des Wortes vollgesäuselt von adventlichen und weihnachtlichen Melodien wie, „oh du fröhliche“… Es wird einem, wenn man das Leerzeichen in der Textzeile aus dem Lied: oh du fröhliche, oh du selige Weihnachtszeit vergisst, wirklich duselig, nicht nur wegen des Glühweins. Anstatt jetzt wie es das neue dänische Wort Hygge formuliert, mach es dir gemütlich, gönn dir was, nimm dir Zeit, zum Beispiel, für etwas Schönes. Zeit ist das, was wir jetzt in den Raunächten, das ist die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr doch hoffentlich haben oder wir uns nehmen sollten. Ok, der eine hat a bissle mehr Zeit, der andere a bissle weniger. Hygge, das ist eine Atmosphäre, eine Emotion, eine Lebensphilosophie, eine Gegenbewegung zu unserer modernen Schnelllebigkeit. Stellen wir uns doch mal vor: vielleicht schneit es gerade, ein kleiner Troll schleicht ums Haus, er rüttelt a bissle an den Fensterläden, aber das stört uns nicht, denn wir sitzen vor einem Kaminfeuer, in den „Schlamperlook“ gehüllt, Rückzug in die Kuschelecke auf dem heimeligen Sofa, eine Tasse heißer Tee oder einen Glühwein in der Hand, um ein Buch zu lesen, eine gute Musik zu hören, ein Hörbuch zu geniesen, kurz gesagt, es ist der Rückzug ins rein Private, das uns Sicherheit und Geborgenheit schenkt. Duselig war gestern, heute ist hygge.
Hygge ist bescheiden und langsam, ohne großen Aufwand, Hygge ist eher rustikal als neu, eher einfach als schick, eher atmosphärisch, als aufregend. Es geht um den Genuss des Augenblicks und der einfachen Freuden. Je einfacher eine Aktivität ist, desto hyggeliger ist sie. Wann waren sie das letzte Mal hyggelig? Teetrinken ist hyggeliger als Champagner schlürfen auf dem Weihnachtsmarkt. Brettspiele sind hyggeliger als Computerspiele. Selbst zubereitetes Essen und selbst gebackene Plätzchen oder die Gutsle aus Oma`s Rezeptbuch sind hyggeliger, als selber gekaufte. Und schmecken jetzt viel besser, als an Weihnachten. Warum geteilte Gemütlichkeit doppeltes Glück ist? Siehe das Naschen der Gutsle oder vom Schnitzbrot. Das ist der eigentlich wahre Kern von Hygge. Es geht doch darum, mit unseren Lieben zusammen zu sein. Sich und Uns zu Hause fühlen, in Sicherheit. Ich war am ersten Adventssonntagnachmittag hyggelig, Sie etwa auch? Wenn Nein, dann sollten Sie das mal ausprobieren, es funktioniert wirklich.
Ein kleines, adventliches Gedicht zum Schluss, dass die Kinder so in der Grundschule sagen: „Advent, Advent, ein Lichtlein brennt, erst eins, dann zwei, drei, dann vier, dann steht das Christkind vor der Tür. Wenn dann die fünfte Kerze brennt, dann habt ihr Weihnachten verpennt“.
Ich wünsche Ihnen und uns allen (k) eine duselige, sondern eine ruhige und besinnliche Vorweihnachtliche Zeit. Bleiben Sie alle gesund, wir sehen uns.
Thomas Stetter
Regionalleiter Stuttgart und Tübingen
Landesansprechpartner Baden-Württemberg
PRO RETINA Deutschland e.V.