Der Wettergott hat es wahrlich nicht gut gemeint mit den TandemfahrerInnen der Pro Retina. Alle bisherigen für das Jahr 2016 geplanten Touren mussten wegen des schlechten Wetters abgesagt werden. Auch die für den Juni geplante Ausfahrt konnte nicht zum ursprünglichen Termin stattfinden, sondern am Ersatztermin. Dies war sicherlich der Grund dafür, dass neben Helga und Werner, die für die Strecke verantwortlich waren, nur noch Doris und Günter mit dabei waren. So sind wir denn um 10 Uhr an der S-Bahn Station Universität Richtung Katzenbacher Hof gestartet, kurz vorher aber abgebogen zur Glems um dem Keltenradweg ein Stück zu folgen. Vom Glemseck hat uns die Route am südlichen Rand von Leonberg vorbei nach Silberberg und dann weiter durch den Wald, einem leichten Anstieg folgend, nach Perouse geführt. Leider haben wir uns die Zeit nicht genommen, diesen interessanten Ort näher zu erkunden.
Am 13. Juni 1699 entstand Perouse durch den Zuzug von 71 Waldenser-Familien, die den Ort in Erinnerung an ihre ursprüngliche Heimatgemeinde Perouse (heute: Perosa Argentina) im Piemont benannten. Bis heute erinnern Familiennamen wie Baral, Baret, Charrier, Mouris, Simondet, Servay und Vinçon an die Herkunft der Bewohner. 1738 entstand die gegenwärtige Waldenserkirche als Ersatz für einen kleinen Vorgängerbau. 1839 kaufte Perouse, bis dahin Teil der Gemeinde Heimsheim, die Markung mit 266,5 ha zum Preis von 3.924 Gulden ab. 140 Jahre nach seiner Gründung war Perouse damit eine selbständige, den Nachbargemeinden gleichgestellte Gemeinde (Quelle: Wikipedia).
Weiter ging es dann noch bei trockener Witterung nach Flacht und Weissach. Im schönen Talgrund des Strudelbaches gingen unsere Blicke immer öfter nach oben. Nachdem die Wolken immer dicker und schwärzer wurden, haben wir uns schnellstmöglich nach einem trockenen Unterstand umgesehen. Glücklicherweise fanden wir in Eberdingen ein geräumiges Wartehäuschen, um den Regen vorbeiziehen zu lassen. Die Zeit nutzten wir für eine kräftige Stärkung. Nachdem die Wolken sich verzogen hatten, radelten wir gestärkt weiter nach Enzweihingen und an der Enz entlang nach Vaihingen mit einem eindrucksvollen Marktplatz und einem schön bemalten Rathaus. Darüber thront Schloss Kaltenstein, vormals Burg Vaihingen. Kurz nach Vaihingen haben wir die Enz verlassen und folgten dem Flüsschen Schmie zum nächsten Höhepunkt der Tour, dem kleinen Ort Lienzingen.
Der Ortskern im Mündungswinkel der Dorfbäche besteht aus einem fast gänzlich geschlossenen Scheunenring, vielen gut erhaltenen Fachwerkhäusern und der imposanten Kirchenburg. Zum Gesamtensemble des Etterdorfs gehören außerdem die Schrebergärten, sowie der Weg um den gesamten Ortskern. Die Kirchengaden sowie die schönen Fachwerkhäuser waren und sind Teil mehrerer Sanierungsmaßnahmen. Das älteste bekannte ländliche Wohnhaus im Regierungsbezirk Karlsruhe, gebaut um 1441, ist Teil des Ensembles in der Knittlinger Straße. Das Gebäude wurde in den 1990er Jahren aufwändig und unter Beibehaltung von möglichst viel historischer Substanz restauriert und zur Gaststätte „Zum Nachtwächter“ umgebaut. Die Bemühungen wurden 1996 mit dem Denkmalschutzpreis Baden-Württemberg geehrt. Die erste Kirche in Lienzingen wird im Jahr 1186 urkundlich erwähnt. Die heutige Peterskirche ist bis heute Bestandteil der sehr gut erhaltenen Wehranlage, mit der um 1400 die Errichtung einer Ringmauer, der dazugehörigen Gaden (Kirchkammern oder Fruchtvorratskammern) und damit der Ausbau zu einer Fluchtburg begonnen wurde. Das Steinmaterial soll der Überlieferung nach die Ruine der „Alten Burg“ vom Burgberg bei Schützingen geliefert haben (Quelle: Wikipedia).
Über den malerischen Ort Schmie mit vielen Fachwerkhäusern erreichten wir dann Maulbronn mit dem einzigartigen Kloster, das zu Recht zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt. Die ganzen Sehenswürdigkeiten hier anzuführen würde den Rahmen sprengen. Wer Maulbronn noch nicht gesehen hat, dem empfehlen wir das dringend nachzuholen. Für den Fall, dass jemand die Tour nachfahren möchte, steht die ganze Strecke als GPX-Datei zum Download zur Verfügung (Länge der Strecke 67 km).
Nach einer kurzen Einkehr (die Wolken wurden wieder bedrohlich dunkler) nahmen wir das letzte Stück von Maulbronn nach Mühlacker unter die Räder. Leider war der Regen schneller als wir, sodass wir gezwungen waren, unter dichten Bäumen Schutz zu suchen. Nach einer viertel Stunde konnten wir die Fahrt an den Bahnhof fortsetzen. Mit leichter Verspätung hat uns die Deutsche Bahn anschließend sicher nach Stuttgart gebracht.
Vor dem Rathaus von Maulbronn von links: Günter, Doris, Werner und Helga.
Text, Bild und GPS-Daten: Werner Markt
Maximale Höhe: 469 m
Minimale Höhe: 211 m
Gesamtanstieg: 371 m
Gesamtabstieg: -565 m
Durchschnittsgeschwindigkeit: 17.74 km/h
Gesamtzeit: 06:24:09