Stadtführung in Bad Cannstatt – Am Dienstag, 12.09.2017 von 15:30 bis 17:30 Uhr

Der Treffpunkt war um 15:30 Uhr vor dem Restaurant Cannstatter Tor, unserem noch Stammtisch-Lokal. Unter der Führung von Klaus Scheiner, den wir ja schon einigen Führungen her kannten, ging es los. Wie immer machte uns der Klaus Scheiner sein reichhaltiges Wissen kostenlos zugänglich, wofür wir ihm ganz herzlich danke sagten. Es gab im Gegensatz zu den Museumsführungen keine Teilnehmerbegrenzung; mit dabei waren 22 Teilnehmer und die waren: Renate und Helmut, Dietmar, Rainer und Marianne, Monika und Willy, Uschi und Gabi,
Eva, Volker und Erika, Sonja und Norbert, Martina, Helmut Glaser, Thomas, Günter und Resi, Stefan, Wolfgang und Monika.

Wo hat man das sonst noch? Ein Städtle mitten in der Stadt? Innerhalb der Stadtgrenzen? Mit seiner Altstadt, seinen Fachwerkshäusern in der Marktstraße. Cannstatt, der Name kommt woher? Von einer Kanne, so auch das Stadtwappen von Cannstatt. Wurde früher auch als Kannstadt (um 1900) in den Geschichtsbüchern genannt. Cannstatt wurde niemals nach Stuttgart eingemeindet, sondern hat sich am 1.4.1905 mit Stuttgart vereinigt. Kein Mensch, der in Cannstatt geboren wurde, sagt heute Bad Cannstatt!

Cannstatt war eine Oberamtsstadt. Das Oberamt gibt es heute noch und Wo? Auf dem Cannstatter Volksfest auf dem Cannstatter Wasen. Cannstatt ist der einwohnerstärkste und auch der älteste Stadtbezirk in Stuttgart mit 66.611 Einwohner verteilt auf 18 Stadtteile. Heute wohnen etwa 4239 Einwohner/qkm und dies beiderseits des Neckars. Cannstatt wurde schon in der Römerzeit genannt, hier ging der Limes durch, von Baden Baden kommend in Richtung Schorndorf, Aalen. Also Cannstatt gab es schon sehr lange, es wurde erstmals erwähnt um 85 n. Chr. Stuttgart wurde erst um 926 bis 948 genannt als Stutengarten. Cannstatt war eine römische Civitas, ein Regierungsbezirk. Die Römer siedelten immer dort, wo es Thermen gab, heißes Wasser, gutes Essen und Wein. Rund 1000 Legionäre, teils beritten, teils zu Fuß mussten verpflegt werden. Und von wo aus sie in einem Tagesritt / bzw. Tagesmarsch zum nächsten Kastell gelangen konnten. Auf der heutigen Altenburg im Stadtteil Hallschlag war dieses Römerkastell. Später war es dann eine Reiterkaserne in Zeiten des 1. Weltkrieges.

Die Welt hat zudem Cannstatt einiges zu verdanken, nämlich: den schnell laufenden Ottomotor unter Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach, der jüdische Miederwaren Fabrikant Siegmund Lindauer entwickelte den „hautnahen Brusthalter“. Es wird zwar behauptet, der Herr Lindauer hätte den BH erfunden, das stimmt aber so nicht, denn die BH Patente waren zuvor schon in den USA und in Frankreich vergeben worden. Auch der „Schpätzle-Schwob“, die allseits beliebte Spätzlespresse stammt von hier, erfunden von Robert Kull, heute ist der Betrieb in Geradstetten im Remstal. In Cannstatt befand sich auch das Stammhaus von Alfred Ritter (Ritter Sport). Heute ist Ritter Sport in Waldenbuch.

Also lernen wir folgendes: Cannstatt macht viel her. Der Schriftsteller, Journalist und Satiriker Thaddäus Troll (Dr. Hans Bayer) hat das so beschrieben: << Ich bin in Cannstatt geboren und lebe in Stuttgart, also in der Emigration. Denn ein Cannstatter hat ganz andere Wurzeln, hat seinen eigenen Krattel und will nix mit Stuttgart zu tun haben. Der Stuttgarter bringt den Blick nur schwer über seinen Bergleshorizont hinaus. Stuttgart brodelt im Kessel, während Cannstatt frei und offen am Ländle liegt. >>

Cannstatt wurde schon im 8. Jahrhundert urkundlich erwähnt, erhielt aber erst einige Jahrhunderte später das Stadtrecht. Zu diesem Zeitpunkt war Cannstatt durch seine Mineralquellen weithin bekannt, Stuttgart kannte kaum jemand. Trotz seiner vielen Heilbäder, Kliniken mit berühmten Ärzten erhielt Cannstatt erst 1907 den Zusatz Bad Cannstatt. Nach dem 1. Weltkrieg nahm die Berühmtheit ständig ab, behielt aber seinen Bekanntheitsgrad als Stadt mit heilendem Mineralwasser. Das größte Mineralwasseraufkommen in Europa hat Budapest, dann sofort Bad Cannstatt. Um die Jahrhundertwende war Bad Cannstatt weltweit bekannt als die Stadt, in der sich es gut leben und heilen, sprich kuren lässt. Mit Beginn der Industrialisierung ist die Bedeutung langsam an Städte wie Baden Baden verloren gegangen.

Heute ist Bad Cannstatt ein wichtiger Stadtbezirk von Stuttgart, in dem Tradition – vor allem durch die Kübler – gepflegt wird; auch der VfB, das Cannstatter Volksfest und der dazugehörende Volksfestumzug, welcher dann auf dem Wasen endet, sind weithin bekannt. Wenn heute all überall Stadtfeste stattfinden, so liegt die Wurzel aller Stadtfeste in Cannstatt. Hier fand das erste Wein- und Brezelfest statt. Die vielen anderen Vereine und Organisationen alle einzeln zu nennen, welche Tradition und Brauchtum pflegen, würde Bücher füllen. Nachmals einen großen Dank an Klaus Scheiner und an alle Teilnehmer.

Im nächsten Jahr wird eine zweite Begehung erfolgen, der Termin steht noch nicht fest, die Thomas, unser RGL, führen wird.

Führung: Klaus Scheiner
Texte und Bild: Wolfgang Schade und Thomas Stetter