Am 18.08.2015 verließen 6 Radler auf 2 Tandems und 2 Einzelrädern im Rahmen unserer RG-Tandemtouren erstmals unser Ländle. Wir starteten nach einer entspannten Zugfahrt am Dienstagmorgen in Aalen und fuhren am Kocher flussaufwärts bis zu einer seiner Quellen und anschließend der gesamten Brenz entlang von ihrem Ursprung, dem Brenztopf, bis zur Mündung in die Donau bei Lauingen in Bayern. Es war eine Radtour zum Genießen, die auf 77 Kilometer Streckenlänge ohne nennenswerte Steigungen auskam, sodass wir in Summe nur etwa 200 Höhenmeter ganz unbemerkt bewältigten.
Am frühen Morgen sah das Wetter noch herbstlich aus, aber schon beim Start in Aalen kam die Sonne durch, die uns den ganzen Tag begleitete. Ab Unterkochen vereinigen sich Schwarzer und Weißer Kocher zum wasserreichsten Neckarzufluss. Wir folgten dem Schwarzen Kocher, der den längsten Quellfluss darstellt, bis Oberkochen, wo ein gerissener Schaltzug unsere Fahrt um gut eine Dreiviertelstunde verzögerte. Solange brauchte selbst ein Profi in der örtlichen Fahrradwerkstatt für eine solche Not-Operation am Fahrrad. Immerhin kam Manne so in den Genuss seines heiß ersehnten Kaffees zum zweiten Frühstück. Einen Kilometer südlich dieser Zwangspause befand sich der Ursprung des Schwarzen Kochers, eine Karstquelle, die bis zu 4000 Liter pro Sekunde in ein mehrere Meter breites Flussbett schüttet.
Nur 5 Kilometer weiter sahen wir in Königsbronn den Brenztopf, dessen Wasserschüttung ganzjährig konstante 7 °C kühl ist und gleich zu Beginn der Brenz zur Stromerzeugung genutzt wird. Dass wir gerade die Europäische Hauptwasserscheide überwunden hatten, glaubte sicherlich niemand. Die Grenze der Stromgebiete Rhein und Donau verläuft ja für gewöhnlich auf einem hohen Bergkamm, aber auf der Ostalb bildet diese Grenze einen Sattel, auf dem wir eben herüber fuhren. Die Brenz wird wenig später bei Itzelberg zu einem See aufgestaut. Nach der Stadt Heidenheim, über der das Schloss Hellenstein thront, fuhren wir durch Maisfelder und abwechslungsreiche Teilabschnitte bis Herbrechtingen, wo ein Teil des Brenzwassers versickert und eine Abkürzung nimmt, während das Oberflächenwasser eine weite Schleife nach Süden zieht, der wir durch das Eselsburger Tal folgten und dort einkehrten.
Nach der Verzögerung vom Vormittag war der Hunger groß, aber die Portionen der Talschenke in Eselsburg noch größer. Bevor wir am Ende der Brenzschleife zum zweiten Mal durch Herbrechtingen fuhren, sahen wir noch sehr interessante Felsformationen, die einer Sage nach aus zwei zu Stein erstarrten Jungfrauen entstanden sind, die Steinernen Jungfrauen. Heute werden sie wohl gern mal von Hobbykletterern bestiegen. Das sogenannte Jungfrauenaquarium ist dagegen etwas ganz anderes: Etwa sieben Kilometer weiter in Giengen bezeichnete der Volksmund so die Fabrikhalle der Margarete Steiff GmbH, da sie aus viel Glas besteht und in ihr früher wohl hauptsächlich unverheiratete Frauen arbeiteten. Heute beherbergt diese Halle das Steiff-Museum für die weltweit bekannten Teddy-Bären und Kuscheltiere.
Wir fuhren weiter durch einige Gewerbe- und Industriegebiete, die sich immer wieder mit der schönen Landschaft außerhalb der Ortschaften abwechselten. Mitten durch bebautes Gebiet bei Bächingen verläuft die Landesgrenze. Ab hier hießen die Landesstraßen plötzlich Staatsstraßen, und die Kreisstraßen enthielten das KFZ-Kennzeichen DLG für Dillingen in ihren Bezeichnungen – andere Länder, andere Sitten. Auf bayrischem Staatsgebiet beendeten wir unsere Tour in Lauingen, wo die Brenz in die Donau mündet. Eine Stunde blieb uns noch Zeit für ein Bier, Radler, Eis oder Eiscafé, bevor wir mit der Bahn 3 Stunden lang nach Hause fuhren. Wir sind ja auch weit geradelt bis in ein fremdes Land hinein. Günter hat mit der Ankündigung einer Genießertour ganz sicher nicht übertrieben – vielen Dank für diesen schönen Urlaubstag!
Am Vormittag im Stromgebiet Donau angekommen, bestaunen (von links) Sibylle, Doris, Günter, Renate, Stefan und Manne das kalte Wasser im Brenztopf.
Strecke: Aalen – Unterkochen – Oberkochen – Königsbronn – Itzelberg – Heidenheim a. d. Brenz – Herbrechtingen – Anhausen – Eselsburg – Herbrechtingen – Giengen a. d. Brenz – Hermaringen – Bergenweiler – Brenz a. d. Brenz – Bächingen a. d. Brenz – Gundelfingen a. d. Donau – Echenbrunn – Faimingen – Lauingen
Maximale Höhe: 486 m
Minimale Höhe: 408 m
Gesamtanstieg: 502 m
Gesamtabstieg: -530 m
Durchschnittsgeschwindigkeit: 18.17 km/h
Gesamtzeit: 07:29:41