Zeit der Wünsche

Wenn sich der Dezember dem Ende nähert, beginnt für uns die Zeit der Festtage. Wir haben Weihnachten gefeiert und tun dies schon seit mehr als tausend Jahren. Unsere Urahnen verehrten die dämmerige Zeit vom 25. Dezember bis zum 5. Januar und nannten sie „die Raunächte“. Wenn die kühle, klare Luft die Nebelschwaden langsam auflöst und sich die erste Schneedecke schützend um die Welt legt, schien es unseren Vorfahren, als würden die Götter den Menschen näher sein als zu jeder anderen Jahreszeit. Man glaubte im Knistern des Kaminfeuers und dem Rauschen der Zweige in den Bäumen ihre Stimmen der Götter zu vernehmen.
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Wen wundert es also, dass in diesen magischen Stunden die Schau in die Zukunft besonders intensiv betrieben wurde. Und so nutzen die Weisen jene Tage zum Deuten, Orakeln, Kartenlegen, Sterndeuten und anderen magischen Dingen mehr, um die Wünsche für das neue Jahr zu ergründen. Die alten Götter und der Glaube an sie sind schon lange verschwunden. Geblieben sind die Bräuche – die Horoskope, das Bleigießen und natürlich auch die guten Vorsätze fürs neue Jahr. Davon mag jeder halten, was und wie er es will. Aber es ist kaum zu bestreiten, dass die Zeit zwischen den Jahren – wie man die Raunächte auch nennt – etwas Besonderes ist. Es ist die Zeit, in der die Uhren langsamer zu gehen scheinen, aber bloß a bissle. Und die Welt dreht sich nicht ganz so schnell, wie wir es empfinden. Es ist eine Zeit, in der wir zur Ruhe kommen, der weihnachtliche Stress vorbei ist, die Zeit des Umtausches der Geschenke ist auch vorbei. Wer Ruhe und Besinnung empfindet, für den sind die Raunächte genau das Richtige.

Denn zwischen dem 25. Dezember und dem 5. Januar liegen exakt 12 Nächte. Jede von ihnen steht für einen Monat des kommenden neuen Jahres. Ein neues Jahr beginnt und unweigerlich stellen wir uns die Frage: Wird’s besser? Wird’s schlimmer? So fragen wir uns alljährlich. Aber seien wir doch mal ehrlich: das Leben war schon immer Lebens – Gefährlich. Was erhoffen wir uns vom neuen Jahr? Glück? Zufriedenheit? Gesundheit? Das kleine Wunder der Aufmerksamkeit spielt sich täglich in unseren Köpfen und in unserem Verhalten miteinander und untereinander ab. Vielleicht ist es einfach mal einen Versuch wert, das „Aufmerksamkeits–Experiment. Wer weiß, vielleicht gelingt uns dieses Experiment tatsächlich. Nämlich Stress abbauen, mehr Zeit zu haben und diese sich auch zu nehmen. Gesünder zu leben. So unwahrscheinlich ist das nicht.

Oder wie schon Wilhelm Busch sagte:
„Glück entsteht oft schon durch Aufmerksamkeit in den kleinen Dingen, Unglück dagegen entsteht durch die Vernachlässigung der kleinen Dinge.“

Ihnen allen, uns allen wünsche ich für das kommende, Neue Jahr alles erdenklich Gute. Bleiben sie alle gesund und munter und es sollen sich alle ihre Wünsche erfüllen.


Herzlichst ihr

Thomas Stetter
Regionalleiter Stuttgart und Tübingen
Landesansprechpartner Baden – Württemberg
PRO RETINA Deutschland e.V.