2019 – Was, wenn wir uns selbst überraschen?

Das Alte Jahr 2018 liegt in seinen letzten Zügen, die letzten Tage des Jahres, sie sind bereits angezählt. Das Neue Jahr 2019 klopft und rüttelt schon heftig an unsere Türen und jeder Mann, jede Frau und jedes Kind fragt sich: Was bringt uns das Neue Jahr? Hat nicht schon Wilhelm Busch in einem kleinen Gedicht zum Jahreswechsel so treffend geschrieben:

„Wird`s besser, Wird`s schlimmer, so fragen wir uns alljährlich immer.
Aber seien wir doch mal ehrlich,
das Leben war schon immer lebensgefährlich.“

Was bringt das Neue Jahr 2019? Was bringt es ganz speziell für mich? Haben da nicht schon im Altertum die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft die Auguren befragt? Sich die Karten legen lassen? In der Kristallkugel „geblättert“? Die Zukunft aus dem Flug der Vögel gedeutet? Oder bei einem Seher sich aus Eingeweiden von Tieren die Zukunft lesen lassen? Bei solcher Scharlatanerei war alles möglich, aber keiner wusste wirklich, was ihm die Zukunft und speziell ein Neues Jahr so alles bringen wird? Wir allesamt hätten das gerne schon im Voraus gewusst. Aber puste Kuchen und Gott sei Dank, das kann bis heute keine.

Was wünsche ich mir vom Neuen Jahr – oder gibt es da etwas, was ich gerne ändern möchte?
Und da sind sie wieder, die guten Vorsätze, jeder nimmt sich etwas vor, nicht mehr rauchen, keinen Alkohol mehr, weniger Stress im Job und im Ehrenamt, mach öfter mal ne Pause, achte mehr auf deine Gesundheit. Nimm dir mehr Zeit für deine Familie. Gewicht abbauen, damit die Hose und das Sakko wieder passen. Was könnte ich besser machen und vor allem, wozu bin ich bereit?
Man kann diese Fragen ignorieren und einfach so ins Neue Jahr starten – und dann mal sehen, was alles so passiert. So sagt es der Franz auch immer: „Schaun mer mal, dann sehn mers scho. Und wenn ich aber doch so kurz vor knapp einen guten Vorsatz fassen möchte, so einen von der Sorte, den ich nicht so schnell wieder aufgebe? Wie könnte der Vorsatz, ja just diesen meine ich, genau dieser Vorsatz da, denn so aussehen? Womöglich gibt es sowas wirklich sich etwas vor – oder zunehmen, das nicht sofort einen riesengroßen Druck auf mich und auf uns ausübt, das mich und uns nicht einengt oder zum Verzicht auf etwas Gewohntes und vielleicht sogar Geliebtes verpflichtet und das dennoch unser Leben wohltuend bereichern kann? Wie wäre es damit:

„Ich nehme mir für 2019 vor,
mich im kommenden Jahr selbst zu überraschen!“

Nein, es geht hier nicht um materielle Geschenke, die wir uns selbst machen, sondern es geht um Erfahrungen. Und zwar solche Erfahrungen, die wir bisher noch nicht gemacht haben. Wir Menschen leben und lieben halt nun mal unsere Gewohnheiten, im schwäbischen sind das unsere (Un)Eigenarten.

         

Und oft denken wir nicht mal darüber nach, denn so sehr haben wir uns daran gewöhnt, wir machen es einfach so, wie immer halt. Gewohnheit oder Eigenart. Aber im Neuen Jahr könnten wir es ganz anders machen, denn Hand aufs Herz. Wann haben wir zuletzt das gemacht, etwas gemacht, mit dem wir uns selbst überrascht haben?
Das Schöne an dieser zugegeben, ungewöhnlichen Idee ist, dass sie jeder nach seinen Gedanken, seinen Fähigkeiten, seinem Gusto mit Ideen und Wünschen ausgestalten kann. Wir müssen keinen Fallschirmsprung machen, obwohl ich das gerne mal machen würde. Wir müssen auch spontan keine Weltreise antreten, nur um uns selber zu überraschen, denn das kostet reichlich Geld und wir sind halt Schwaben…, na jedenfalls die Meisten.
Es geht aber a bissle oifacher und damit bescheidener. Eine Überraschung wäre, wenn wir unsere Vorurteile infrage stellen und dann schauen, was passiert. Konzentration auf eine wesentliche Sache ist damit gemeint. Wir folgen z.B. zu einer Einladung, obwohl wir dazu keinerlei Bock haben. Ist das nun Reines Pflichtgefühl oder mache ich das nur aus Anstand? Einen leckeren Tee trinken, obwohl ich ein Kaffeeliebhaber bin. Oder ich fahre mit meiner Familie in die Berge, obwohl ich das Meer liebe. Diese Liste kann man beliebig fortsetzen, nur Mut Leute, gebt eurer Fantasie einfach freien Lauf. Was wird passieren? Was werden wir erleben? Wir wissen es nicht, weil, ja weil wir es nicht wagen. Oder ein Lächeln in der Stadtbahn? Zu jemand, den wir auf Grund unserer miserablen Augen nicht sehen können? Die Chancen stehen gut, dass uns das gelingt, wenn wir uns selbst überraschen! Meine Visionen für das neue Jahr sind: „wir können dem Wind nicht gebieten, aber wir können das Segel neu setzen und die Richtung ändern.“
Und das wäre für das neue Jahr schon ein sehr guter Anfang.
Der Beginn könnte uns dann in guter Erinnerung bleiben.
Von dem man dann sagen könnte: Woisch no, domals…
Ich jedenfalls werde mich im Neuen Jahr 2019 selbst überraschen. Habs mir fest vorgenommen. Tun sie es doch auch.

Auf ein gutes Neues Jahr, bleibet se älle gesund und munter, wir Schwaben sagen der Einfachheit wegen b.x.o.m. (für Nicht Schwaben: Bleib gsond ond monder) und wir sehen uns.

Thomas Stetter
Landesansprechpartner Baden – Württemberg
PRO RETINA Deutschland e.V.